Im Projektraum Ausstellung 18. Oktober bis 24. November 2023 Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit der Galerie3, Klagenfurt.
Eröffnung Dienstag, 17. Oktober, 19 Uhr Mit einer Einführung von Sarah Kristin Happersberger, Kunsthistorikerin Die Künstlerin ist anwesend.
Lukas Meyer-Blankenburg, 2020
chrismon. Das evangelische Magazin
„Frauen-Gelage sind ein ungewöhnlicher Anblick in der Kunstgeschichte. Klar, Damen sind anwesend, wenn Männer Feste feiern. Aber nicht als Mitfeiernde, sondern um Wein nachzuschenken, Trauben und Hähnchenschenkel verzehrfertig vor bärtige Gesichter zu halten oder sich – quasi zum Dessert – von den Herren der Schöpfung begrapschen zu lassen (meistens alles zusammen und gleichzeitig).
Man muss schon eine ganze Menge Kunstbände wälzen, um auf die Darstellung feiernder Frauen zu stoßen. Das gilt insbesondere für die christlich geprägte Bildgeschichte. Die österreichische Performance-Künstlerin Margot Pilz wendet nur den simplen Trick eines Geschlechtertausches an, und schon führt das altbekannte letzte Abendmahl von Jesus und seinen Jüngern zu neuem Kopfkino. Hier deuten Frauen nicht nur männerbesetzte Religionsvorstellungen um. Hier besetzen Künstlerinnen künstlerischen und damit gesellschaftlichen Raum. Die Fotografie ist ein Tableau vivant, eines von mehreren Bildern, die 1979 im Rahmen einer ganzen Abendmahl-Performance entstanden.“
In frühen Aktionen stand für Margot Pilz besonders die Aufarbeitung patriarchalischer Geschichtsschreibung im Fokus. Wie bei vielen Künstlerinnen der feministischen Avantgarde sind der weibliche Körper, Sexualität und Identität zentrale Themen in ihrem Werk. Geprägt von der Wiener Szene der 1960er- und 1970er-Jahre verlief das Leben von Margot Pilz sowohl künstlerisch als auch biografisch radikal und aktionistisch. In den folgenden Jahren entstanden Arbeiten, die den Umgang des Menschen mit der Natur problematisieren und die Auswirkungen neuer Technologien und der Digitalisierung auf unsere Existenz verhandeln.
Margot Pilz, deren visionäres Werk erst seit wenigen Jahren einer breiten Öffentlichkeit durch große Ausstellungen und die Aufnahme in einschlägige österreichische Sammlungen bekannt geworden ist, setzt sich nach wie vor mit drängenden Themen unserer Zeit auseinander. Jüngere Werke diskutieren den vorherrschenden Jugendlichkeitskult und zeigen eine andere Idee von Alter. Fotografisch, skulptural und performativ zeigt Margot Pilz, dass Alter eine kulturelle Konstruktion ist und jenseits aller negativen Stereotypen auch Machterfahrung, Lebensweisheit, Kontemplation, Lebenslust und Triumph über gesellschaftliche Konventionen bedeutet.
Margot Pilz (*1936, Haarlem NL) lebt und arbeitet seit 1953 in Österreich. 1953–57 studierte sie Werbefotografie in Wien und arbeitete anschließend zunächst im Bereich der angewandten Fotografie. Erste Ausstellungsbeteiligungen als Künstlerin folgten in 1970er-Jahren. Früh fand sie Anschluss an die feministische Avantgarde und fokussierte Themen der weiblichen Selbstbestimmung. In dieser Zeit sind zahlreiche Aktionen im öffentlichen Raum entstanden, ihre Werke wurden in vielen Ausstellungen gezeigt. 2022 erhielt sie den Österreischischen Kunstpreis für Medienkunst.
Galerie Gisela Clement